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Vergleichende Studie zu Bild-Diskurs-Medien

1 Einleitung

Diese State-of-the-Art-Studie zu Möglichkeiten der Verarbeitung von Bildern in Bilddatenbanken wurde im Rahmen des Projektes HyperImage erstellt. HyperImage ist ein Projekt zur Förderung von bildorientierten eScience-Netzwerken. HyperImage greift dabei auf Bilder bestehender oder neu angelegter Datenbanken zurück. Die eingepflegten Bilder können in HyperImage annotiert und mit anderen Bildern, Texten, Audio und Videodateien verknüpft werden. Das Besondere an HyperImage ist die Arbeit mit beliebig vielen Bilddetails, die innerhalb des einzelnen Bildes markiert und beschrieben werden können. Zusätzlich werden sämtliche Daten, inklusive Bilddetails, indexiert. HyperImage möchte eine assoziative Umgebung für die Arbeit mit Bildern schaffen. Aus diesem Grund ist das Programm mit einer Arbeitsoberfläche, dem „Lichttisch“, ausgestattet, auf der Bilder und beliebige Bildausschnitte in Gruppen betrachtet, annotiert und gespeichert werden können. Eine weitere Besonderheit von HyperImage ist das auflösungsunabhängige Zoomen in Bilddetails, sämtliche einmal durchgeführte Markierungen bleiben erhalten.
Ziel der Untersuchung ist es, Anwendungen zu finden, die ähnliche Features aufweisen, um herauszufinden, ob HyperImage das einzige Projekt seiner Art ist, und für den Fall, dass ähnliche Projekte bestehen oder in Arbeit sind, Kooperationen mit Interessenten möglich zu machen.

2 Methodik

Gesucht wurde nach kommerziellen und wissenschaftlichen Anwendungen, in denen Bilder und Bildverwaltung eine Rolle spielen, z.B. Journalismus/PR, Medizin (bspw. Röntgenaufnahmen, Ultraschallaufnahmen und Computertomographie), Kriminalistik (studieren und sortieren von Beweismaterial), Museen, Archäologie, Architektur, Astronomie, Biologie, Kunstgeschichte, Biologie. Außerdem wurden Webanwendungen wie Flickr oder Zooomr untersucht, die gegen eine geringe Gebühr Speicherplatz für Bilder im WWW zur Verfügung stellen.
In einem ersten Schritt wurden die ausgewiesenen Fachinformationszentren angefragt. Gesucht wurde nach Auflistungen über Anwendungen und Forschungsprojekte im Bereich der Bildverwaltung/Bildbearbeitung. Die direkten Anfragen blieben ohne  Ergebnis, da die im WWW zugehörigen Datenbanken keine solchen Informationen bereit hielten. Es gibt also keine Stelle in Deutschland, um zentral an Informationen über Software und Webanwendungen zu gelangen, deswegen wurde die Suche im WWW fortgeführt. Über die Bibliotheken und Datenbanken bekannter wissenschaftliche Organisationen, die sich mit Technologie und Wissenschaften befassen, aber auch über kommerziellen Suchmaschinen wie Google und Seiten wie versiontracker.com, wurde nach Anwendungen gesucht. Versiontracker.com stellt Software-Updates für die Betriebssysteme Windows und Mac OS zur Verfügung und wird sehr häufig aktualisiert. Somit bietet die Seite einen guten Überblick über vorhandene Programme.[1] Des weiteren wurde in der Online-Enzyklopädie Wikipedia, die über eine große Anzahl an Artikeln zu Internet- und Softwarethemen verfügt, recherchiert, sowie auf del.icio.us, einer Web-Anwendung, die über das Verschlagworten von Links und eine eigene Suchmaschine noch zu anderen Ergebnissen als die klassischen Suchmaschinen kommt. Um in speziellen Anwendungsfeldern nach Programmen zu suchen, wurde auf Fachzeitschriften zurückgegriffen. Hierbei spielten Fachzeitschriften des spezifischen Anwendungsfeldes, aber auch allgemeine Zeitschriften und Publikation aus der Informatik, eine große Rolle. Außerdem wurden Datenbanken von Organisationen untersucht, die eLearning und eScience unterstützen.[2]

Einschränkungen
Die Aussagefähigkeit der Studie ist begrenzt, da es keine Möglichkeit gibt, zentral erfasste Informationen über Software- und eScience-Forschungsprojekte zu erhalten. Erschwerend kommen die spezifischen Eigenschaften des WWW hinzu, es ist unüberschaubar groß (geschätzte 11,5 Billionen Webseiten), und die meisten Seiten sind als „unsichtbares Web“ unauffindbar.[3] Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass kommerzielle Anwendungen und Forschungsprojekte ein Interesse daran haben, durch Kongresse oder Publikationen bekannt und durch Web-Suchmaschinen gefunden zu werden. Somit steigt die Chance, Repräsentativität durch Internetrecherche zu erhalten. Erschwerend ist bei der Suche wiederum die Beschränkung der Suchmöglichkeiten durch die Sprache: Es wurde nur nach deutsch- und englischsprachigen Webseiten gesucht. Da Englisch mit ca. 68,4 % den Inhalt des Webs dominiert und Deutsch mit 5,8 % auf Platz drei liegt, wird hiermit ein großer Teil des Webs abgedeckt.[4]

3 Untersuchte Anwendungen

Im Folgenden werden die gefundenen und untersuchten Programme beschrieben. Zur Vereinfachung werden ähnliche Anwendungen zusammengefasst. Das Kapitel ist nach Anwendungsbereichen unterteilt: In Kapitel 3.1 werden Bilddatenbanken beschrieben, deren Hauptfunktion im Ordnen und Auffinden von Bildmaterial und anderen Daten besteht. Kapitel 3.2 befasst sich mit Webanwendungen, in denen Bildorganisation und Austausch im Vordergrund stehen, während Kapitel 3.3 wissenschaftliche Anwendungen, bzw. Anwendungen, die in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen entstanden, beschreibt.

3.1 Bilddatenbanken

3.1.1 Einfache Datenbanken
Es gibt eine große Menge einfacher Bilddatenbankanwendungen mit Bildbearbeitungsmöglichkeiten, die für den Heim-PC-Anwender oder kleinere Unternehmen geeignet sind. Ziel ist es, mit Hilfe eines Datenbankprogrammes, die Verwaltung von Bildern zu erleichtern (vergl. Tabelle 1, pdf). Die meisten Anwendungen ähneln sich in ihren Funktionen: sie scannen die Festplatten des Benutzers nach Bildern ab und legen, der Ordnerstruktur entsprechend, Gruppen von Bildern an. Danach findet eine Indexierung nach zwei verschiedenen Möglichkeiten statt: Einmal über ein Schlagwortverzeichnis, das manuell angelegt wird und an das jeweilige Programm gebunden ist, oder über die Eingabe von Informationen in dem zum Bild zugehörigen Metadatencode. Letzteres hat den Vorteil, dass die Annotationen unabhängig vom jeweiligen Programm dem Bild eindeutig zugeordnet werden können. Die verwendeten Metadatencodes entsprechen im Allgemeinen dem EFIX[5]- oder IPTC[6]-Standard. Das Programm iview der Firma Microsoft bietet zusätzlich die Möglichkeit, auch Film- und Audiodateien zu importieren und mit Bildern zu verknüpfen.
Die Markierung und Weiterverarbeitung von Bilddetails war in keinem der untersuchten Anwendungen vorgesehen.

3.1.2 Komplexe Datenbanken
Bilddatenbanken für Verlage, Agenturen oder PR-Abteilungen werden aufgrund der großer Datenmengen häufig auf Servern gehostet. Der Benutzer greift ähnlich wie bei der Online-Version von HyperImage über einen Browser auf die jeweilige Datenbank zu. Diese Programme werden weitläufig unter Begriffen wie Digital Asset Management oder Media Asset Management zusammengefasst (vergl. Tabelle 2, pdf). Bei einigen Programmen ist eine Einbindung von Texten in verschiedenen Formaten möglich. Die Programme ermöglichen die Verschlagwortung der Bilder – ebenfalls über Metadaten und/oder eigene Schlagwortverzeichnisse sowie die Gruppierung und Indexierung der eingepflegten Daten. Die Programme Imagine und Cumulus verfügen über eine Suchfunktion, die es möglich macht, auch Volltextsuche in Textdokumenten durchzuführen.
In der Medizin werden Bilddaten seit einigen Jahren über das Bildarchivierungs- und Kommunikationssystem PACS (=Picture Archiving and Communication System) verarbeitet.[7] Die PACS-Systeme sind mit einer Zoom-Funktion ausgestattet, mit der Bilddetails betrachtet werden können. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Bildern und Bilddetails textliche und graphische Annotationen hinzuzufügen, die auf dem Bild angezeigt werden. Es gibt jedoch nicht die Möglichkeit, konkrete Details zu indexieren und zu verlinken. Im Index der Datenbank wird nur auf das ganze Bild Bezug genommen (vergl. Tabelle 3, pdf).

Abbildung 1: General Electrics PACS (Quelle: http://www.gehealthcare.com/eude/advantage -workstation/products/volume-viewer-2/index.html#enlarge)

In der Kriminalistik finden Applikationen wie Analysts Notebook Gebrauch, die die Möglichkeit bieten, über graphische Darstellung Dokumente, Filme, Audiodateien und Bilder zu verknüpfen. Auch für Bilder gibt es hier Zoomfunktionen. In den untersuchten Programmen gab es jedoch keine Möglichkeit Details, zu annotieren und zu Indexieren (vergl. Tabelle 4, pdf).

3.2. Webanwendungen

3.2.1 Kommerzielle Webanwendungen
Ein weiterer Bereich der Bildverwaltungen sind Webanwendungen, die dem Anlegen von Online-Fotoalben und dem Austausch von Bildern mit ausgewählten Personen oder einer größeren Community dienen (vergl. Tabelle 5, pdf). Diese Anwendungen erfordern das Anmelden über ein kostenfreies oder gebührenpflichtiges Nutzerkonto, danach werden die gewünschten Bilder einzeln oder in kleinen Gruppen auf den Server des Anwenders geladen. Bei einigen Anwendungen kann mit Hilfe von so genannten Tags eine beliebig umfangreiche Verschlagwortung durchgeführt werden. So können Bilder von anderen Mitgliedern der Community gesucht und gefunden werden. Bei zwei Anwendungen (Flickr und Zooomr) ist es möglich, Bilddetails zu markieren und mit Kommentaren zu versehen. In das zu den Details gehörende Textfeld, das beim Scrollen über das Bild sichtbar wird, kann man Text einfügen und so Bilder mit anderen Dokumenten im WWW verlinken. Bei Flickr ist es möglich, Gruppen zu einem beliebigen Thema zu bilden. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Interessengemeinschaften, bei denen Mitglieder Bilder zu einem bestimmten Thema miteinander teilen. Mit Hilfe einer Kommentarfunktion lassen sich den Bildern Texte anlagern. Außerdem präsentiert Flickr eine laufende Auswertung der EXIF-Daten aus den Bildern ihrer Mitglieder.

Abb. 2: Flickr –- Bild mit Kommentar (Quelle:http://www.flickr.com/photos/kiezpro/87113403/in/pool-gomes/)

Das Programm Zooomr verfügt über eine anwendungsinterne Möglichkeit, Portale genannt, um Bilder miteinander zu verknüpfen. Dies funktioniert über eine “Bild-in-Bild”- Funktion; das verlinkte Bild wird mittels eines modifizierbaren Rechtecks in einer ausgewählten Stelle des Bildes eingefügt, ist so sichtbar und anklickbar, wenn mit der Maus über es gescrollt wird. Allerdings wird das Bild nicht an anderer Stelle geöffnet, lediglich in dem festgelegten Rechteck kann das Bild mit der Maus bewegt werden. Zooomr unterstützt außerdem Geotagging[8] und erlaubt, Bilder mit Audiodateien zu verknüpfen, in dem bei Betrachten der Bilder eine Audiospur abgespielt wird.

Abbildung 3: Zooomr Portalfunktion (Quelle: http://beta.zooomr.com/photos/brianandlorna/148094/)

Viele Museen bieten Webseiten an, auf denen ausgestellte Artefakte virtuell zu betrachten sind (vergl. Tabelle 6, pdf). Oft gibt es die Möglichkeit, mit einer Zoom-Funktion Details der Bilder zu betrachten und zugehörige Texte aufzurufen. Ein Beispiel für eine Software, die diese Nutzung möglich macht, ist die Webapplikation eMuseum.[9] Sie ist dynamisch an die jeweilige Datenbanksoftware des Museums gekoppelt. Nutzer können mit ihrer Hilfe Gruppen persönlicher Favoriten anlegen und detaillierte Informationen zu den Werken  und Künstlern abfragen. eMuseum unterstützt auch Multimediapräsentationen der Werke.[10]

Abbildung 4: eMuseum Screenshot (Quelle: http://www.mda.org.uk/tms.htm)

Eine andere Software, die im Museumsbereich eingesetzt wird ist Digilib.[11] Digilib ist jedoch ursprünglich als wissenschaftliches Tool konzipiert und wird somit im folgenden Kapitel ausführlicher behandelt.

3.3 Wissenschaftliche Anwendungen/eScience

Im wissenschaftlichen Bereich sind einige Projekte bekannt, die es möglich machen, online auf spezifische Bilddatenbanken zuzugreifen und die vorliegenden Daten auszuwerten. Das Web-Projekt Inside Wood[12] der North Carolina State University,[13]  beinhaltet anatomische Informationen über Holz und deren Abbildungen aus verschiedenen Datenbanken. Die Informationen sind auf der Webseite frei zugänglich und über eine interaktive Suchmaske auffindbar. Es gibt die Möglichkeit, über eine Zoomfunktion, die Bilder in mikroskopischer Ansicht zu betrachten.

Abb. 5: Inside Wood Picture Viewer (Quelle: http://insidewood.lib.ncsu.edu/)

AstroGrid ist ein Open-Source-Projekt, dessen Ziel der Aufbau einer virtuellen Organisation für Astronomen ist. AstroGrid ermöglicht den Zugang zu einer großen Bandbreite astrophysischer Daten und Bilder in verschiedenen Datenbanken. Zusätzlich wird der Astronom mit verschiedenen Werkzeugen zur Manipulation dieser Daten ausgestattet. In Verbindung mit dem Java Applet Aladin Sky Atlas lassen sich die Bilder betrachten. Aladin Sky Atlas erlaubt, Bilder aus verschiedenen Datenbanken als unterschiedliche Ebenen in einem Dokument zu speichern und ähnelt damit dem Lichttisch in HyperImage. Markierungen, Namensschilder, selbstgenerierte Texte und Zeichnungen (z.B. Text, Hinweispfeile, Verbindungslinien, Umrandungen) können angebracht werden. Bei Anklicken eines Bildes öffnet sich eine Zeile, die in einem neuen Datenfenster Informationen zum gewählten Objekt enthält. Weiterhin kann man per Mausklick für jedes Objekt mit den entsprechenden Datenbanken verbunden werden, die alles auflisten, was über das Objekt bekannt ist. AstroGrid ist jedoch anders als HyperImage für das sehr spezifische Anwendungsfeld der Astronomie konzipiert und nur schwer auf andere wissenschaftliche Bereiche übertragbar.

TNT – The Neanderthal Tools ist ein wissenschaftliches Netzwerk, dass sich der Erforschung von Neanderthaler-Artefakten widmet. Es kombiniert in einer Online-Datenbank Bilder und 3-D Animationen von einzelnen Fundstücken mit topographischen Karten von Ausgrabungsstätten. TNT fördert dabei den offenen Austausch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Im Zentrum der Arbeit am Bild steht die VisiCore-Suite, ein Werkzeug zur Visualisierung von Artefakten und deren Annotation im Bereich der Archäologie und Anthroposophie.[14]  

Digilib ist ein Image-Viewing-Tool, entwickelt von der Max-Planck-Gesellschaft in Kooperation mit der Abteilung Wissenschaftstheorie und -Geschichte der Universität Bern. Digilib unterstützt verschiedene digitale Bildformate und wird über den Internetbrowser benutzt. Der Fokus von Digilib liegt auf der Arbeit mit Bilddetails und ist mit einer sehr genauen Zoomfunktion ausgestattet. Auf den Bildern können Bilddetails annotiert werden. Digilib zeigt bei Bedarf den genauen, gleich bleibenden Link auf das markierte Bilddetail an, der sich andere Dokumente als Hyperlink einfügen lässt. Dabei wird bleibt die Bilddatei auf dem jeweiligen Server, lediglich die Markierungen werden auf dem Digilib-Server[15] gespeichert. Es handelt sich um ein Open-Source-Software, die in einigen Projekten Anwendung findet, bspw. In dem Projekt „Photographic documentation of the Cupola of St. Maria del Fiore in Florence“ oder in modifizierter Version im Museum Kassel in Verbindung mit ihrer Online-Bibliothek (ohne die Annotationsfunktion).

Digilib findet in erweiterter Fassung Anwendung im Projekt Lineamenta, einer Online-Forschungsdatenbank für Architekturzeichnungen der Bibliotheca Hertziana. Die Datenbank wurde ist auf dem objekt-orientierten Content-Managementserver ZOPE[16] aufgesetzt. Dadurch wird eine interaktive, dokumentierte Benutzung der Datenbankeinträge möglich, die Digilib allein nicht gewährleistet. Mit Lineamenta sollen Architekturzeichnungen hierarchisch erfasst werden: Auf einem Blatt findet man verschiedene Details, z.B. mehrere Zeichnungen, Signaturen, Maßstabskalen usw. Untergeordnete Objekte, also Bilddetails, können als eigene Bilder dargestellt werden und erben die Eigenschaften des übergeordneten gesamten Bildes. Dadurch werden Informationen, die zu einem Objekt erfasst wurden, von allen Objekten übernommen, die darin enthalten sind. Die Datenbankeinträge in Lineamenta sind hierarchisch strukturiert und werden in einer Baumstruktur angezeigt. Die Zeichnungen können mit umfangreichen Informationen versehen werden. Wichtig in Lineamenta ist die Nachvollziehbarkeit der Urheberschaft von Metadaten, im Falle divergierender Meinungen und Informationen zu einer Zeichnung. Auch umfangreichere Informationen wie wissenschaftliche Aufsätze können aufgenommen werden. Da Digilib am nächsten an Hyperimage heranzukommen scheint, wurde hier ein detaillierter Vergleich mit Hyperimage durchgeführt (vergl. Tabelle 7, pdf).

Abb. 6: Lineamenta Datenbank (Quelle: http://lineamenta.biblhertz.it/Introduction/3)

 

Abb. 7: Lineamenta – Bilddetails im Digilib Viewer (Quelle: http://lineamenta.biblhertz.it/Introduction/5)

Virtual Vellum[17] ist ein britisches eScience-Projekt, welches an der Universität Sheffield realisiert wird. Ziel ist die Förderung und Demonstration von Technologie in den Sozialwissenschaften. Ähnlich wie Hyperimage oder Digilib soll Virtual Vellum an bestehende Datenbanken angebunden werden. Virtual Vellum soll die Wiederauffindung, Manipulation und Annotation von Bildern erleichtern. Virtual Vellum befindet sich noch im Entwicklungsprozess. Nach dem bisherigen Zwischenstand sind mit Virtual Vellum noch keine Annotationen und komplexeren Prozesse möglich, lediglich Zoomen in hochaufgelöste Bilder ist durchführbar.

Abb. 8: Virtual Vellum (Quelle: http://www.shef.ac.uk/content/1/c6/05/77/25/vvscreen.jpg)

4 Fazit

Die bei der Recherche gefundenen Anwendungen und Projekte zeigen, dass die Verwaltung von und Arbeit mit digitalisierten Bildern sowohl in kommerziellen, als auch in wissenschaftlichen Feldern relevant ist. Während es zahlreiche Datenbankprogramme gibt, die einfache Operationen wie die Sortierung und Verschlagwortung von Bildern leisten, gibt es kaum Anwendungen, die  – buchstäblich – ins Detail gehen. Lediglich bei Programmen, die in speziellen Aufgabengebieten eingesetzt werden, also z.B. in den medizinischen PACS-Programmen oder bei dem Astronomieprogramm AstroGrid, sind Arbeiten auf der Bildoberfläche mit Details und graphischer und textlicher Annotationsebene möglich. Diese sind jedoch so spezialisiert, dass sie kaum in andere Anwendungsfelder übertragen werden können. Hinzu kommt, dass bspw. die medizinischen Anwendungen außerhalb eines Krankenhauses oder einer Arztpraxis kaum zugänglich sind. Das Programm Digilib, als wissenschaftliche Bildbetrachtungssoftware, die den Fokus auf Bilddetails legt, kommt HyperImage noch am nächsten, hat jedoch sehr spezifische Schwerpunkte, z. B. den Versuch, verschiedene Details auf Zeichnungen zu klassifizieren, und verfolgt sehr spezifische Lösungsmöglichkeiten durch einen streng hierarchischen Aufbau. Dies ist für einen freien Bilddiskurs, der Bildbeispiele und -bezüge noch vor ihrer vollständigen begrifflichen Durchdringung aufarbeiten und verfügbar machen soll, eher hinderlich. HyperImage zeichnet sich dadurch aus, dass es in allen bildbezogenen wissenschaftlichen Bereichen von Nutzen sein kann, indem es Bezüge zwischen Bilddetails in nicht-hierarchischer Form und noch vor der begrifflichen Verfestigung erlaubt und Arbeitsgruppen über das Web dabei unterstützt, zu fruchtbaren Hypothesen zu kommen und diese dann auch publik zu machen . Die Arbeitsoberfläche mit Lichttischen sowie die verschiedenen Möglichkeiten der Gruppierung und hierarchiefreien Indexierung von Details erlauben assoziative Präsentation und Arbeit mit Bildern, und gehen so über Organisation und Betrachtung des Bildmaterials in Digilib weit hinaus. Webanwendungen wie Flickr oder Zooomr haben zwar die Möglichkeit, Bilddetails zu markieren, sind für jeden von überall zugänglich und zeichnen sich durch eine intuitive Benutzeroberfläche aus, für wissenschaftliches Arbeiten sind sie aber nur eingeschränkt tauglich: Markierungen sind nur in einer Auflösung des Bildes vorhanden; wenn man in das Bild zoomt, verschwinden sie. Bilder liegen auf einem zu Flickr/Zooomr gehörenden Server, man hat keinen Überblick, was mit Ihnen passiert und wie die eingetragenen Daten ausgewertet werden, insbesondere, ob Bildrechte beachtet werden. Die Verlinkung und Indexierung ist unübersichtlich und kompliziert. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, mehrere Bilder oder Bildausschnitte nebeneinander anzuordnen. Die Verschlagwortung und Suche folgt über eingegebene Begriffe, eine automatische bspw. alphabetische Indexierung ist nicht möglich.

Abschließend lässt sich mit Gewissheit sagen, dass die Entwicklung von HyperImgage nicht obsolet geworden ist. Keines der hier untersuchten Projekte, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein relevantes übersehen wurde, hat die Funktionen, die für ein webbasiertes e-Science-Netzwerk erforderlich sind, das freie Bilddiskurse fördert und publiziert. Nichtsdestotrotz sollte Kontakt mit Digilib aufgenommen werden, um Kooperations- und Ergänzungsmöglichkeiten auszuloten.


Liste der untersuchten Software und Projekte


Einfache Bilddatenbanken

Picasa Web Albums (Google)  http://picasaweb.google.com/
Imatch (Photools) http://www.photools.com/
Picajet Photo Organizer http:// www.picajet.com/
iview Media(Microsoft) http://www.iview-multimedia.com/
Studioline Photo Classic (H&MSoftware) http://www.studioline.biz/EN/products/overview-photo-classic/default.htm
FxFoto - 4.0.063 /Triscape http://www.fxfoto.com/
BlueBox basic - 1.5 /BlueBox GmbH Image Info Toolkit - 2.0 /BlueBox GmbH http://www.bluebox-basic.com
Anokee PLUS - 4.1/ Net-Album.net http://www.randburg.com/is/netalbum/
AnyPhoto Manager (Wondershare Software) http://www.wondershare.com/
AD Picture Index (Abroad Design) http://www.abroaddesign.com/picindex/index.html
Ulead photo Impact 8 http://www.ulead.de/pi/runme.htm
ImView: a portable image display application http://experimental.act.cmis.csiro.au/imview/online/imview.html


Professionelle Bilddatenbanken

Imagine (Celum) http://celumimagine.com/
Canto Cumulus http://www.canto.de/
SixCMS  http://www.sixcms.de/
jadis.net (Nionex) http://www.nionex.de
M@RS 6 (Mediamid) http://www.mediamid.com/neuhp/mars_6.html
Medidex Professional http://www.cd-service.com/hp3/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=56
Dubidot (IBM) http://www.dubidot.com/de/html/partner.html
Iobase PIXPLORER http://www.megalab.com/scripts/pages/p_bilddb.htm
Workgrous 2006 Digital Storage Manager (Metacommunications) http://www.meta-comm.com/
myContent (picturesafe) http://www.picturesafe.de/d/index1.html


Bilddatenbanken in der Medizin

Cerner Pro Vision Millenium http://www.cerner.com/
GE View Point http://www.gehealthcare.com/eude/ultrasound/ultrasound-it/viewpoint/
Vepro http://www.vepro.com/
Agfa NX http://www.agfa.com/en/he/products_services/all_products/nx.jsp
Convis http://www.convis.eu
Othello 5 von Digithurst http://www.digithurst.de/
Siemens Syngo http://www.medical.siemens.com/


Datenbanken in der Kriminalistik

IPM (rola GmbH) http://www.rola.com/mod2/produkte_namen/ipm.html
Analyst's Notebook (i2 Ltd ) http://www.i2.co.uk/
Digital CrimeScene  (Data Works Plus) http://www.dataworksplus.com/CrimeScene.htm


Webanwendungen

Zooomr http://www.zooomr.com/
Photobucket http://photobucket.com/
Flickr http://www.flickr.com/
Ishots.cc http://www.ishots.cc/


Datenbanken im Museumsbereich

eMuseum in Verbindung mit dem Datenbankprogramm TMS (Gallery Systems) http://www.gallerysystems.com/
Musims (System Simulation Ltd) http://www.ssl.co.uk/
AdLib Information Systems  http://www.de.adlibsoft.com/ -
Museum Data Solutions http://www.museumdatasolutions.com/
Vernon Systems http://www.vernonsystems.com/
ArtWorks http://www.artworkspro.com/
Argus http://www.questorsys.com/collecting.htm
Agur Information Systems http://www.artlid.com/
Re:discovery Software http://www.rediscov.com/
Racine Art Museum | Museum Collection Management http://mcm-f-access.sourceforge.net/
Artbase http://www.artbaseinc.com/


Wissenschaftliche Projekte/Software

LeMO: Lebendiges virtuelles Museum Online http://www.dhm.de/lemo/
[Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST), Deutsches Historisches Museum (DHM) Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG)] Digilib http://www.mpg.de/-snm-0135015080-1119965836-0000030430-0000000510-1120088657-enm-bilderBerichteDokumente/dokumentation/jahrbuch/2006/bibliotheca_hertziana/forschungsSchwerpunkt1/index.html
ZoomageTM http://www.archimuse.com/ichim2001/abstracts/prg_100000584.htm
Texas Bird Eye View http://www.birdseyeviews.org/
The Neanderthal Tools http://www.the-neanderthal-tools.org/
Astro Grid (Aladin Sky)  http://www2.astrogrid.org/
SAOImage DS9: Astronomical Data Visualization Application http://hea-www.harvard.edu/RD/ds9/
Inside Wood http://insidewood.lib.ncsu.edu/search/
Center for Imaging Science der John Hopkins University http://cis.jhu.edu/
Computer Science Department der TU München http://wwwradig.informatik.tu-muenchen.de/
Donau Universität Krems – Projekte:http://www.donauuni.ac.at/de/department/bildwissenschaft/forschung/projekte/index.php
Image Science Institute des Universtiy Medical Center Utrecht http://www.isi.uu.nl/Portal/
International Workshop on Digital Mammography University of Manchester http://www2.wiau.man.ac.uk/iwdm2006/
The Colour & Imaging Institute - University of Derby (UK) http://www.vitra.org/content.php?lang=en&page=derby
Ohio University PlantFacts Database http://plantfacts.osu.edu/images.lasso
Earth Impact Database - http://www.unb.ca/passc/ImpactDatabase/index.html
Virtual Vellum http://www.shef.ac.uk/hri/projects/projectpages/virtualvellum.html
National Cancer Imaging Archive (NCIA): An Integrative Approach in Cancer Research and Clinical Trial Image Management http://ismb2006.cbi.cnptia.embrapa.br/poster_abstract_lb.php?id=LB-24
Research Imaging Center - University of Texas Health Science Center at San AntonioImage Toolkit http://ric.uthscsa.edu/projects/imagetoolkit.html
KehlCo, Inc. Scientific Visualization Systems - http://www.kehlco.com/textall.html
MIAS-Grid. A Medical Image and Signal Research Grid http://www.gridoutreach.org.uk/docs/pilots/mias.htm
eDiAmoND http://www.ediamond.ox.ac.uk/

Stefanie Lohaus, 2008

Alle Webreferenzen wurden am 25.11.2006 verifiziert.

 


 

[1] Vgl. http://www.versiontracker.com, www.techtracker.com/products/versiontracker/

[2] Fraunhofer-Institut für graphische Datenverarbeitung vgl. http://www.igd.frauhofer.de, CCLRC eScience Center vgl. http://www.e-science.clrc.ac.uk/

[3] Gulli, A und Signorini, A.. The indexable Web has more than 11,5 billion pages. Vgl. http://www.cs.uiowa.edu/~asignori/web-size/ (Angaben variieren von Studie zu Studie)

[4] c't 13/2002, S. 49: Sprachen im Web - Übersetzen als Entwicklungshilfe. Vgl.: http://www.heise.de/ct/02/13/049/#lit02 (Angaben variieren von Studie zu Studie)

[5] Abk. für Exchangeable image file format for Digital Still Cameras. Metadaten, die automatisch bei JPEG-Bilddateien, die von Digitalkameras erzeugt werden, generiert werden. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Exchangeable_Image_File_Format

[6] IPTC/IIM= IPTC steht für die Möglichkeit, Bilddateien mit Metadaten für die Archivierung und den Datenaustausch zu versehen. Dazu zählen Texte, die den Bildautor, den Bildinhalt, den Aufnahmeort und den Workflow betreffen. Der Standard wird von Adobe Systems Inc. zum Beschreiben von JPEG- und TIFF-Bildern mit der Photoshop-Software verwendet. http://www.iptc.org/IIM

[7] Da der Markt noch recht neu ist, liegt die Marktkonzentration bei 67 % und ist auf die Anbieter Agfa, Kodak, GE Medical Systems, Siemens und Philips beschränkt-. In: PACS - Auf dem Weg zum digitalen Krankenhaus Frankfurt a.M. 2002 (vgl.: http://www.medinfoweb.de/presse/pacs.htm)

[8] Geotagging ist ein Vorgang mit dem Medien wie Bilder, Filme, Blogs oder andere Informationen mit Koordinaten versehen werden können. Die Koordinaten werden als Metadaten zur betreffenden Information abgelegt. So erweitert man die Metadaten um eine geografische Komponente und kann die Information mit eindeutigen Koordinaten versehen. (aus Wikipedia, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Geotagging)

[9] Vgl. www.gallerysystems.com/products/emuseum.html

[10] Angewendet z.B. von Brooklyn Children’s Museum, Smithsonian National Portrait Gallery, Terra Foundation for the Arts, Aberdeen Art Gallery & Museums, Brigham Young University Museum of Art, Centro Cultural Eduardo León Jimenes, Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten. Ähnliche Projekte siehe auch http://www.birdseyeviews.org/

[11] Vgl. Museum Kassel http://www.museum-kassel.de

[12] Vgl. http://insidewood.lib.ncsu.edu

[13] Vgl. http://www.ncsu.edu/

[14] Vgl. http://www.the-neanderthal-tools.org; https://nespos.pitcom.net/display/openspace/Home

[15] Vgl. http://nausikaa.mpiwg-berlin.mpg.de/digitallibrary/digilib

[16] Vgl. http://www.zope.org/, zukünftig soll das XML-basierte Datenbank-Framework ZUCCARO genutzt werden.

[17] http://www.shef.ac.uk/hri/projects/projectpages/virtualvellum.html