Anna Oppermann: Öl auf Leinwand

in Katalog: Kunstlandschaft Bundesrepublik - Hamburg, Schlewig-Holstein und Bremen, Stuttgart 1984 S. 124-127 (auch leicht erweitert abgedruckt in Katalog: Anna Oppermann Ensembles 1968-1984, Hamburg und Brüssel 1984, S.166-167)

Das Bezugsensemble für »Öl auf Leinwand« ist eine raumfüllende Arbeit mit dem Titel »Der ökonomische Aspekt zum Beispiel ...«. Darauf wird hier allerdings nur verwiesen durch einige Fotozitate.

Reflektiert wurden dort unter anderem die Handels- und Verkaufsbedingungen von Kunst, auch speziell meiner eigenen, die besonders durch die Art der Präsentation behindert wird. Es ergaben sich einige eher ironisch gemeinte Ratschläge zur Verbesserung der Situation, und so war der Anlaß für »Öl auf Leinwand«, der ebenfalls ironisch gedachte Versuch, eine Konsequenz aus diesen Ratschlägen zu ziehen. Ich stellte mir selbst die Aufgabe, in möglichst kurzer Zeit und mit möglichst geringem Arbeitsaufwand ein kleines überschaubares materialkostbares Ensemble herzustellen und in dieses ein Ölbild zu integrieren, da »Öl auf Leinwand« beim durchschnittlichen Kunstliebhaber an sich schon hohes Ansehen genießt. Ausgangsobjekte waren unter anderem die auf einer Leinwand stehende Ölflasche in dem Leinwandkastenobjekt in der Mitte sowie ein ölgetränktes Leinwandläppchen.

Das Ölbild selbst ist ein Ensemblekonzept. Dabei hätte es Ungefähr bleiben müssen, um die selbst gestellte Aufgabe zu erfüllen, aber es wucherte dann doch (lustvoll) weiter. Zuerst der Gedanke: warum nicht mit demselben Arbeitsaufwand größer, kostbarer, teurer werden? Die Konzeptskizze eines mehrere Meter messenden, kostbarst verschalten Museumsensembles landete irgendwann (verächtlich) auf dem Fußboden und wurde schließlich dort liegend in Öl gemalt.

Ein weiteres Konzept im »Öl auf Leinwand«-Sinne ist [
die Diaprojektion im kostbaren][der] Goldrahmen, denn die Dias von anderen Ensembles und Ensembledetails könnten in Öl gemalt werden und wären so auch gut handelbar. Der Händler mit Anpreisgeste steht bereit (unter anderem rechts außen unten). Als Modell diente Freund Peter, der auch nie eine Mark umsetzt, obwohl er, »wahnsinnig geldgeil«, wie er von sich behauptet, des öfteren unheimlich gewinnverheißende Konzepte entwickelt, genau wie ich. (Das mag als Kurzinformation genügen. Alles weitere sei der Phantasie, Assoziaitons- und Kombinationslust des Beschauers überlassen.) Dazu ein Zitat mit Empfehlungen zur Behandlung des mißtrauischen Kunden, um Käufervertrauen zurückzugewinnen.

[die mit
rot gekennzeichneten Passagen wurden im Katalog Anna Oppermann Ensembles 1968-1984 hinzugefügt, der gelb hervorgehobene Teil dagegen weggelassen]