Anna Oppermann: "Künstler sein -- (Selbstdarstellung, Selbstverständnis)"

in: Kunstforum International Band 33, 3/79, S. 219-221 (gekürzt und leicht verändert auch abgedruckt in Katalog: Anna Oppermann Ensembles 1968 bis 1984, Hamburg und Brüssel 1984, S. 52)

"Künstler sein -- (Selbstdarstellung, Selbstverständnis)", Badischer Kunstverein Karlsruhe, 1978



Das, was ich Ensemble nenne entsteht in Anwendung einer bestimmten Methode, ist Dokumentation dieser Methode und immer auch Reflexionshilfe bei weiterführenden Untersuchungen im Sinne der Methode.

Die Methode prägt die allgemeinste äußere Form der Ensembles.

In jedem Ensemble wird ein bestimmtes Thema (Konflikt, Problem) eingekreist, Unterthemen können (vom Hauptteil abgelöst) Anlaß sein für eine gezieltere, differenziertere Bearbeitung und, mit Bezug zum Hauptthema, ein eigenes Ensemble bilden.

Mit dem Thema
[Im Ensemble] 'Künstler sein (Zeichnen nach der Natur...)' Bezugs- oder Ursrpungsensemble des auf dem Foto abgebildeten Ensembles, wird alles untersucht, was mit Kunst, Kunstmachen und 'Künstler sein' zusammenhängt, einiges davon bislang erst andeutungsweise. Wichtigstes Unterthema dieses Ensembles war und ist auch immer die Überprüfung und Vermittlung der Methode; und viele, in diesem Ensemble als Unterthema auftauchende Begriffe haben einen wichtigen Stellenwert in der Methode. Zum Beispiel: "über Meditation", "über Katharsis", "über Reflexion", "über Kreativität", "über Problemlösung", "über Kunstvermittlung", "über Subjekt Objekt-Beziehung" usw.

Ich finde es wichtig zu betonen, daß mit der Methode immer versucht wird, sowohl den mir persönlich zuzuordnenden, als auch den allgemeinen Stellenwert der Begriffe auszumachen. Aber selbstverständlich gibt es nicht nur Untersuchungen (Stoffsammlungen) oder Aussagen "über", sondern auch möglichst konkrete Beispiele oder Relikte von Verhaltensweisen oder Bewußtseinszuständen, auf die einige Begriffe hinweisen.

Zum Beispiel befindet sich im Zentrum des Ensembles ein seh-, riech- und greifbares "Stück" Natur, (das man allgemein "Objekt" nennen soll) als erster Anlaß aller nur denkbaren Reaktionen seitens eines Subjektes -- und dieses reale Objekt weist hin, steht stellvertretend für Mensch, für Natur (allgemein), für Realität, auch für Lebensverhältnisse, Lebensumstände. Es bewirkt oder erfordert sinnliches Wahrnehmen, Erkennen, Bewältigen, was uns leider auch den Einsatz der linken Hirnhälfte abverlangt.


[der Text von 1984 wurde um die grau ausgezeichneten Absätze gekürzt, während die rot markierte Textstelle hinzugefügt wurde]

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