Anna Oppermann: Ensemble

in Katalog: Noi altri, Regensburg 1982, S. 124-133

Anna Oppermanns Ensembles sind räumliche Arrangements aus Zeichnungen, Objekten, Fundstücken, Fotos, Fotoleinwänden, Diaprojektionen und Beiträgen anderer, zumeist in Form von Zitaten aus unterschiedlichsten Disziplinen. Jedem Ensemble ist ein bestimmtes Thema und eine bestimmte Pflanze zugeordnet. Der Entstehungsprozeß erstreckt sich über mehrere Jahre, ist im Prinzip nie abgeschlossen. Fotos dokumentieren die diversen Zustände. Es gibt zur Zeit
45 mehr oder weniger komplex behandelte Themen und Unterthemen. Die folgenden Abbildungen zeigen davon 4 mit jeweils einem Detail. Der Gesamtansicht des Ensembles «Problemlösungsauftrag (Raumprobleme)» ist eine Reduktion zum Thema Meinungsumraum, Bewertungsumraum gegenübergestellt.

Der Anlaß einer Arbeit ist oft eine persönliche Konflikt- oder Lustsituation, deren Grundthematik allerdings im Laufe der Zeit auf außerpersönliche Bereiche ergänzt/erweitert wird. Die Themen beziehen sich auf Probleme des Künstlerdaseins -- Kunstmachens; allgemeiner: auf Daseins- oder Lebensformen, Erkenntnismöglichkeiten (auch über den Bauch), auf Formen menschlichen Zusammenlebens. Zuweilen kommen Dinge auf den Tisch, die mancher nicht gern hat. Die Form des Ensembles ist mein Interaktionsangebot. Einigen erscheint es subjektivistisch, autistisch, monoman. Dabei wäre ich gern Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wissenschaft Normalbürger und Außenseiter.

Angeblich dauert es
25 Jahre und mehr, bis neue Ausdrucksformen für eine größere Anzahl von Menschen konsumierbar werden. Kein Wunder, daß die Postexpressiven zur Zeit «gut auf dem Markt gehen». Hinzu kommt, daß Kunst, mit der Geld zu machen ist, ganz nebenbei intensive Werbebemühungen durch entsprechend ambitionierte Händler und Kunstvermittler erfährt. Da aber große Geschäfte sich mit einer Kunst nicht machen lassen, die sowohl dem Inhalt als auch der äußeren Form nach quer liegt-- mit einer Kunst, die direkt oder indirekt kritisch auf die Verhältnisse reagiert und womöglich Denkarbeit beim Rezipienten erfordert -- dürfte hier der Prozeß des Verständlich- und Akzeptiertwerdens in mehr als einer Hinsicht erschwert sein.



[Links zu den Abbildungen:
Ensemble: Problemlösungsauftrag an Künstler (Raumprobleme) seit
1978 ( Abbildungen)
Ensemble: Portrait Herr S., seit
1969 ( Abbildungen)
Ensemble: Anders sein, seit
1970 ( Abbildungen)
Ensemble: Der ökonomische Aspekt, seit
1978 ( Abbildungen)]


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